In Linz kommt die Subkultur von oben

von Lydia Thanner und Andre Zogholy

Linz nimmt nach wie vor eine besondere Stellung im österreichischen Musikgeschehen ein. Als förderlich für Eigeninitiativen zeigt sich dabei immer wieder die gute Kommunikation zwischen den AkteurInnen. Alternative Szenen entwickelten sich ab den späten 1970er-Jahren im verwobenen Milieu des Café Landgraf und Elektro Schmid und später in den Kulturvereinen Stadtwerkstatt und KAPU. Die Band Willi Warma brachte mit ihrer Nummer "Stahlstadtkinder" das Lebensgefühl und Selbstverständnis dieser Zeit auf den Punkt.

    Andreas Kump schreibt dazu in seinem Buch "Es muss was geben. Die Anfänge der alternativen Musikszene in Linz":

" [...] angesichts [...] solcher Orte [...] erscheint es rückwirkend nur logisch, dass es in Linz auch der folgenden Generation von Kultur-Aktivisten und Musikern nicht um eine Liaison mit dem Mainstream gehen würde, sondern dass hier die Wurzeln eines stets hinterfragenden, sehr oft auch widerborstigen Handelns zu finden sind."
(Kump 2007, S. 7 f.)

    Anfang der 1980er-Jahre formierte sich die Plattform "Linzer Szene für ein Rockhaus". Ihre Ziele waren vor allem eigene und selbstverwaltete Strukturen. Zunehmend brachte sich die Politik in den Planungs- und Gestaltungsprozess ein, dessen Ergebnis der Posthof war. Das Haus steht im Eigentum der Stadt Linz, ist ein zeitgenössisches Zentrum für Gegenwartskultur und bietet Auftritts- und Probemöglichkeiten. Die Intention eines selbstverwalteten Rockhauses der Linzer Musikszene wurde nicht in dem geforderten Rahmen realisiert. So gesehen stellt die Bereitstellung eines zeitgenössischen Kulturhauses eine beinahe klassische kulturpolitische "Bottom-Up-Top-Down"-Strategie dar.



Kump, Andreas, Es muss was geben. Die Anfänge der alternativen Musikszene in Linz, publication PN°1 Bibliothek der Provinz, Weitra 2007