Linz ist weich wie Stahl

Linz ist weich wie Stahl

von Lydia Thanner und Andre Zogholy

Die voestalpine AG ist mittlerweile ein international tätiger Stahl-, Verarbeitungs- und Dienstleistungskonzern. Der Schwerpunkt liegt heute u. a. bei High-Tech-Komponenten für die Automobil- und Eisenbahnindustrie. In Anspielung an technologische Entwicklungen in diesem Zusammenhang - vom harten Stahl zu flexiblen Stahlfeinblechen für den Automobilbau - können allgemein auch Flexibilisierungstendenzen in den Arbeitsverhältnissen und Aufweichungstendenzen bei den Arbeitsverträgen gesehen werden. Prozesse der Globalisierung führen verstärkt zur Deregulierung und Flexibilisierung von Arbeitsmärkten. Auf vertraglicher Basis weichen feste Arbeitsverhältnisse immer mehr anderen, flexibleren Formen wie etwa der Leasingarbeit.

    Für die Beschäftigten im industriellen Feld stellt diese Entwicklungsgeschichte einen fortlaufenden Wandel in den Arbeitsrealitäten und -welten dar. Das Ende der arbeitsintensiven Stahlproduktion und -verarbeitung mündete Mitte der 1980er-Jahre in einem umfassenden Personalabbau, Frühpensionierungen und Einschränkungen der Sozialleistungen. Die Struktur der Arbeitswelt beginnt sich nun immer schneller zu ändern. Innovative Produktionsmethoden und die Erhöhung des Kapitaleinsatzes erfordern vermehrt Flexibilität. Die Zunahme von Schicht- und Nachtarbeit führt zu variableren Arbeitszeiten. Ein stetig steigendes Arbeitstempo prägt mittlerweile den Arbeitsalltag. Der Anteil industrienaher Dienstleistungen nimmt zu, auch die Beschäftigungsorte sind variabler geworden.



Österreichische Industriegeschichte GmbH (Hrsg.), Österreichische Industriegeschichte. 1955 bis 2005. Die ergriffene Chance, Linz 2005