Laufzeit: 03/2006 – 06/2007
Kooperationspartner: Österreichische Kulturdokumentation – Internationales Archiv für Kulturanalysen
Auftraggeber: Österreichischer Städtebund
Ressourcenknappheit und Budgetsperren, Angebotsreduzierungen und Schließungsdebatten, Kulturentwicklungspläne und neue Steuerungsmodelle wie PPP oder Kunstsponsoring – Begriffe, die seit einiger Zeit die Diskussion um die (kommunale) Kulturpolitik beherrschen. Einerseits wird es für kommunalpolitische AkteurInnen zunehmend schwieriger, im Verteilungskampf um knapper werdende Budgets eine wirksame Argumentationsgrundlage zu finden, um den Bereich der Kunst und Kultur von einschneidenden Maßnahmen zu verschonen. Andererseits hatte das kulturelle Feld – bedingt durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen (Wissensökonomien, regionale Entwicklungskontexte, Kreativwirtschaft etc.) – noch nie eine derartige strategische Bedeutung für die lokale und regionale Entwicklung. Insbesondere das wirtschaftliche Potenzial aber auch die gesellschaftliche Bedeutung des kulturellen Feldes haben dabei einen wichtigen Platz auf der politischen Agenda der Städte und Regionen.
Die Diskussion um den Stellenwert von Kunst und Kultur ist jedoch nicht selten von der Unklarheit geprägt, wie dieser Wert überhaupt bestimmbar und mit Entwicklungen in anderen Städten und Regionen vergleichbar ist. Hiermit sind Fragen nach Parametern zur Messung von künstlerischen und kulturellen Leistungen und die Einordnung und Bewertung von Entwicklungen in diesem Bereich angesprochen. Um nicht einer einseitigen, bloß ökonomischen Charakterisierung von Kunst und Kultur zu unterliegen, bedarf es dabei einer vielschichtigen Betrachtung des kulturellen Feldes. Ein integrierter kultureller Orientierungsrahmen ist notwendig, der alle lokalen kulturellen Ressourcen erfasst, die Hindernisse für deren Entwicklung aufzeigt und eine Einschätzung ihres Entwicklungspotenzials ermöglicht. Dieser Vorgang („Cultural Mapping“), der in umfassendere Planungsprozesse integriert werden muss, liefert sowohl qualitativ wie auch quantitativ die Möglichkeit, einerseits die Grenzen von Kultur neu zu ziehen und andererseits die Politik- und Planungskonzepte zu zwingen, die Parameter ihrer Tätigkeiten und Mittelvergaben neu zu definieren.
Folgende Fragestellungen sollen im Projekt „Der Mehrwert von Kunst und Kultur für den städtischen Raum“ eine Beantwortung finden:
- Wie lassen sich kulturelle und künstlerische Inhalte, Prozesse und Praktiken quantitativ und qualitativ erfassen? Welches Erfassungsmodell kann angewendet werden, um der Komplexität des Feldes gerecht zu werden? Wie lässt sich ein „Kulturelles Audit- und Monitoringsystem“ entwickeln, dass eine quantitative wie auch qualitative Beurteilung des kulturellen Feldes erlaubt?
- Wie lassen sich „kulturelle Ressourcen“ in einen umfassenden Planungsprozess integrieren? Welche Ab- und Eingrenzungen müssen im vielschichtigen kulturellen Feld vorgenommen werden um eine strategische und nachhaltige Planung und Entwicklung zu gewährleisten? Welche Steuerungsmodelle sind hinsichtlich der zukünftigen Planung und Entwicklung von Kunst und Kultur im städtischen Raum zielführend, vor allem hinsichtlich der Finanzierungsaspekte?
- Wie lassen sich „unzulängliche“ Rahmenbedingungen in der gegenwärtigen Kulturpolitik und in der Mittelvergabe analysieren und verändern?
- Wie lassen sich innerhalb der neuen Strategien zur Entwicklung kultureller Tätigkeitsfelder die differenzierten Bedürfnisse und Erwartungen der unterschiedlichen Gruppen und Zugänge (wirtschaftliche AkteurInnen, NGOs/NPOs, Zielgruppen etc.) abdecken?
- Welche tangiblen (Umwegrentabilität, Beschäftigungseffekte, infrastrukturelle Effekte, …) und nicht-tangiblen (interkultureller Dialog, zivilisatorische Effekte, Aktivierung/Partizipation, …) Effekte können identifiziert werden? Wir wirken sich diese Effekte konkret auf den städtischen Raum aus?
- Wie kann das zu entwickelnde Erfassungsmodell auf österreichische Städte (und Regionen) angewandt werden? Inwieweit sind Vergleiche zwischen einzelnen Städten (und Regionen) möglich und zulässig?
- Welchen Mehrwert (ökonomischen, kulturellen/künstlerischen, sozialen, …) bringen Kunst und Kultur für ausgewählte österreichische Städte?
- Welche Argumentationslinien können kommunalen KulturpolitikerInnen dienen, um den Stellenwert von Kunst und Kultur nachhaltig zu stärken?
- Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit kreative Milieus bzw. Klassen entstehen und welcher Entstehungslogik gehorchen sie?
- Bedingen kreative Milieus den Zuzug weiterer „Kreativer“ oder entstehen sie erst durch deren Zuzug?
- Welche Kriterien bewirken ein Aufblühen einzelner Stadtteile und welche Rolle spielen dabei die Förderungen und Stadtentwicklung?
- Inwieweit tragen Kreativität und kreative Menschen als Standortfaktoren nachhaltig zum ökonomischen Erfolg bei?
- Wie sieht die Vernetzung der kreativen Milieus bzw. Klassen untereinander aus, insbesondere zwischen dem künstlerischen und wissenschaftlichen Feld?
Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Projektmanagement/Projektbegleitung“ wurde im Wintersemester 2006/07 am Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität Linz gemeinsam mit Studierenden der Sozialwirtschaft an einem ähnlichen Thema gearbeitet. Der inhaltliche und forschungsthematische Bezugsrahmen der Lehrveranstaltung spannte sich dabei um das Thema „Der Mehrwert von Kunst und Kultur für Linz“.
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