Cyberbullying im internationalen und lokalen Kontext

Laufzeit: 03/2012 – 01/2013

Dieser Forschungsbericht fasst die Ergebnisse der Lehrveranstaltungen „PJ Projektmanagement I“ und „PJ Projektmanagement II“ zusammen, die im Sommersemester 2012 und Wintersemester 2012/13 am Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität Linz abgehalten wurden.

Neue Informations- und Kommunikationsmedien spielen eine zunehmend wichtige Rolle im alltäglichen Leben von Kindern und Jugendlichen, insbesondere im Zusammenhang mit der Herausbildung verschiedener Formate des Social Web, d. h. digitaler Medien und Technologien, die es Nutzer_innen ermöglichen, sich untereinander auszutauschen und mediale Inhalte einzeln oder in Gemeinschaft zu gestalten (Weblogs, soziale Netzwerke, Event-Portale, Newsgroups, Chat-Foren, Wikis, Foto- und Video-Sharing-Plattformen, Online-Spiele, …).

Diese Formate werden dabei in vielfältiger Weise für informative und kommunikative Austauschbeziehungen verwendet, u. a. auch dazu, neue Formen der Gewalt auszuüben, die eigenen Aggressionen auszuleben, Spott und Beleidigungen gegenüber Mitschüler_innen anzubringen. Flame-Wars auf Facebook, Happy-Slapping-Videos auf Youtube oder abwertende Kommentare in Internetforen wie dem mittlerweile gesperrten isharegossip.com sind alltägliche Begleiter dieser Netzkultur. Dieses neuartige Phänomen der Viktimisierung, welches über die Nutzung neuer Informations- und Kommunikationsmedien stattfindet, wird als „Cyberbullying“ bezeichnet.

Der Begriff des Bullying entstammt dem angelsächsischen Raum und ist durch drei Kriterien gekennzeichnet: (1) der Absicht, dem Opfer Schaden zuzufügen, (2) der Wiederholung von aggressiven Handlungen und (3) dem Machtungleichgewicht zwischen der Täterin bzw. dem Täter und dem Opfer. Cyberbullying erweitert diese Kriterien um ein viertes, nämlich die mehr oder weniger indirekte Vermittlung über neue Informations- und Kommunikationsmedien. Im deutschsprachigen Raum finden sich hierfür auch Bezeichnungen wie „Cybermobbing“ oder „Mobbing mit neuen Medien“, allerdings sind diese Begriffe weniger stark mit dem Kinder- und Jugendbereich bzw. dem schulischen Umfeld konnotiert.

Das Forschungsthema behandelt somit ein aktuelles und relativ wenig erforschtes gesellschaftliches Problemfeld. Folgende zentrale Fragestellungen sind dabei von besonderer Bedeutung:

  • Wie kann Cyberbullying von anderen Formen der Gewalt unter Kindern und Jugendlichen unterschieden werden?
  • Welche Erklärungsansätze liefern theoretische Hintergründe für das Phänomen des Cyberbullying?
  • Welche Rolle spielen die einzelnen beteiligten Akteur_innen, d. h. Täterinnen und Täter sowie Opfer, aber auch das Umfeld (z. B. Mitschüler_innen, Freund_innen, Lehrer_innen, Eltern, …)?
  • Wie wird das Phänomen Cyberbullying in der medialen Öffentlichkeit dargestellt und wahrgenommen?
  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede können im internationalen Kontext festgestellt werden?
  • Welche Gegenstrategien und -maßnahmen wurden bislang entwickelt und welche zukünftigen Lösungsansätze zur Bekämpfung von Cyberbullying sind zielführend?

Zur Untersuchung dieser und weiterer Fragen wurden fünf Themengruppen gebildet:

  • Themengruppe 1: Theorie (Begriffsdefinitionen, kontextuelle Theorien, …)
  • Themengruppe 2: Akteur_innen (Schüler_innen, Lehrer_innen, Freund_innen, Eltern, …)
  • Themengruppe 3: Medialer Diskurs im deutschsprachigen Raum (Artikel, Foren, …)
  • Themengruppe 4: Internationaler Kontext (Studien, Falldarstellungen, …)
  • Themengruppe 5: Gegenstrategien

Jede Themengruppe wählte außerdem eine Linzer Schule aus, die als empirisches Untersuchungsobjekt diente.

Als mögliche Methoden kamen unter anderem zum Einsatz: Desk Research, qualitative Interviews, Gruppendiskussionen, Mediendiskursanalysen, vertiefende Materialanalysen, Grounded Theory, Inhaltsanalysen und Analyse von sekundärstatistischem Datenmaterial.

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