LIquA ist schwerpunktmäßig in fünf Forschungsbereichen aktiv.

1. Kunst & Kultur & Kreativität:

In diesem Forschungsbereich widmet sich LIquA den vielfältigen Herausforderungen, die in Zusammenhang mit künstlerischen, kulturellen und kreativwirtschaftlichen Entwicklungen stehen. Oftmals steht hier die Analyse von bestehenden Angeboten und Leistungen in einem bestimmten geografischen Raum oder einer bestimmten Einrichtung im Fokus, um darauf basierend Entscheidungen für die zukünftige Planung, Konzeption und Gestaltung abzuleiten.

Auch die Frage, welche Effekte mit einer Stärkung von künstlerischen, kulturellen und kreativen Potenzialen einhergehen, war und ist zentraler Bestandteil in diesem Forschungsbereich: Inwieweit tragen künstlerische und kulturelle Aktivitäten zur Steigerung von Lebensqualität in einer Stadt bei? Welche arbeitsmarktpolitischen Potenziale können sich für eine Region ergeben, wenn bestimmte kreativwirtschaftliche Branchen stärker gefördert werden? Wie müssen kulturelle Angebote gestaltet werden, um den Zugang für Menschen mit Migrationshintergrund zu erleichtern?

LIquA setzt sich in diesem Schwerpunkt zudem immer wieder kritisch mit bestimmten Entwicklungen im Kunst-, Kultur- und Kreativwirtschafsfeld auseinander, etwa Veränderungen im Arbeitsleben (Flexibilisierung, Prekarisierung, Mehrfachbeschäftigung, Projektorientierung, …) oder demographischen Umwälzungen (Alterung der Bevölkerung, Migrationsbewegungen, …).

Beispielhafte Projekte:

    • Kulturstrategie Innsbruck 2030, Studie und wissenschaftliche Prozessbegleitung, Auftraggeber: Stadt Innsbruck.
    • Fair Pay Salzburg, wissenschaftliche Prozessbegleitung, Auftraggeber: Land Salzburg.
    • Kulturentwicklungsplan KEP Land Salzburg, Studie und wissenschaftliche Prozessbegleitung, Auftraggeber: Land Salzburg.
    • Universitäten und Museen, Studie, Auftraggeber: Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft – Wissenstransferzentrum West;
    • Befragung der Absolventinnen und Absolventen der Kunstuniversität Linz 2000 – 2012, Studie, Auftraggeber: Kunstuniversität Linz;
    • Kreativwirtschaft Linz und Oberösterreich. Bereichs- und Potenzialanalyse, Studie und Workshop-Reihe, gemeinsam mit KMU Forschung Austria, Auftraggeber: Creative.Region Linz & Upper Austria GmbH;
    • Der neue Kulturentwicklungsplan für die Stadt Linz, Studie und wissenschaftliche Prozessbegleitung, Auftraggeber: Stadt Linz.

2. Innovation & Invention & sozio-technische Transition:

Durch den Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft und vor dem Hintergrund von zum Teil völlig veränderten und verschärften Problemlagen im Zusammenhang mit einer drastisch beschleunigten Veränderungsdynamik in Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und natürlicher Umwelt wächst das Bewusstsein eines nur eingeschränkten Problemlösungspotenzials technik- und technologiefixierter Innovationspolitik und -praxis sowie etablierter Steuerungs- und Problemlösungsroutinen. Die klassischen Bereiche wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Innovation werden daher einem fundamentalen institutionellen Umbau unterworfen.

In diesem Kontext hat sich LIquA auch immer wieder mit einer kritischen Reflexion dieser Entwicklung auseinandergesetzt, so etwa im Netzwerk Innovative Bildungsräume (IBR) in Kooperation mit der “Knowledgebase Erwachsenenbildung Wien” oder in einem Transition Design Research Lab (Tr-Lab), das an der ko-evolutinären/realexperimentellen Inwert-Setzung eines Netzwerkes für nachhaltige Transition gearbeitet hat.

Beispielhafte Projekte:

    • RAIDAR – Rapid Artificial Intelligence based Detection of Aggressive or Radical content on the Web, Studie und Technikfolgenabschätzung, Auftraggeber: KIRAS-Programm der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), Projektkoordinator: AIT Austrian Institute of Technology GmbH.
    • Creative Service Innovation, Konzept und Workshop, Auftraggeber: Creative.Region Linz & Upper Austria GmbH.
    • Flexibles, teilautomatisiertes Analysesystem zur Auswertung von Videomassendaten (FLORIDA), Studie und Technikfolgenabschätzung, Auftraggeber: KIRAS-Programm der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), Projektkoordinator: AIT Austrian Institute of Technology GmbH.
    • Mittelfristige Innovations- und Qualifikationsanforderungen und -bedarfe im Bereich der Öko-Technologien und der Öko-Wirtschaft in Oberösterreich, Studie und Workshop-Reihe, Auftraggeber: Land Oberösterreich.
    • Produktionsschule Steyr. Chancen und Perspektiven, Studie und Konzept, EQUAL-Projekt “EQ – Regionale Sozialwirtschaft als Chance für Frauen”, Auftraggeber: Frauenstiftung Steyr, Produktionsschule Steyr.

3. Offene Strukturen & Prozesse & Technologien:

Open Source, Open Access, Open Data, Open Design, Open Innovation, Open Anything. Die Open-Bewegungen der letzten Jahre haben weitreichende Konsequenzen für die Produktionsverhältnisse und -bedingungen, vor allem in postindustriellen Bereichen. Damit verbunden sind etwa Fragen wie: Welche Auswirkungen haben verschiedene Grade an Offenheit bei der Herstellung von Gütern und Leistungen für Produzent*innen und Konsument*innen? Welche Vorteile ergeben sich durch die Zurverfügungstellung von Inhalten oder Prozessen an die Allgemeinheit für verschiedene Gruppen? Wie kann die Teilnahme an der Entwicklung offener Güter und Leistungen nach demokratischen Prinzipien organisiert werden?

LIquA ist in besonderem Maße an der Erforschung der Motive hinter der Öffnung von vormals geschlossenen Strukturen, Prozessen und Technologien interessiert. Auch die gegensätzliche Bewegung, nämlich die Frage, wie es dazu kommt, dass dem Charakter nach öffentliche und frei verfügbare Güter dem Zugriff der Allgemeinheit entzogen werden, wird von LIquA regelmäßig diskutiert und bearbeitet.

Beispielhafte Projekte:

    • Fluxus, Majdan Nesaleschnosti, Open Design und die Kritik am Wohlfahrtsstaat: Über die Wikipedisierung unserer Welt, Studie und Workshop, Auftraggeber: Creative.Region Linz & Upper Austria GmbH.
    • Open Source Security Solutions Protecting Employees and Data in Public Institutions, Studie, Auftraggeber: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), KIRAS-Programm. 

4. Soziale & gesellschaftliche Herausforderungen:

Moderne Gesellschaften sind mit weitreichenden sozialen Fragen konfrontiert: Wie kann das Zusammenleben in einer Gesellschaft gestaltet werden, die sich zunehmend durchmischt? Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um benachteiligten Menschen die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen zu ermöglichen? Welche Handlungsspielräume ergeben sich für politische Akteur*innen, wenn sie konfligierende Interessen berücksichtigen müssen, etwa sozial-, bildungs-, wirtschafts- und finanzpolitische Zielsetzungen in einer Kommune?

In seiner Arbeit zeichnet sich LIquA in diesem Forschungsbereich durch eine kritische und multiperspektivische Herangehensweise aus. Politische Positionen werden im Sinne einer Ideologiekritik ständig hinterfragt, wobei gleichzeitig versucht wird, die jeweiligen Rollen beteiligter Akteur*innen nachvollziehbar darzulegen. Damit wird es möglich, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass es zur Lösung sozialer und gesellschaftlicher Herausforderungen notwendiger Weise komplexe Handlungsansätze braucht.

Beispielhafte Projekte:

    • Soziales Leitbild Steyr 2015, Evaluierung und Workshop-Reihe, Auftraggeber: Stadt Steyr.
    • Inklusion und höhere Bildungsabschlüsse. Untersuchung über Zugangsbarrieren zu höherer Bildung (speziell zur Berufsreifeprüfung bzw. zur Studienberechtigungsprüfung) für Migrantinnen und Migranten, Studie, Auftraggeber: Stadt Linz, KOMPAZ – VHS-Kompetenzanerkennungszentrum, efs-Programm.
    • Herausforderungen für die Stahlstiftung, Studie, Auftraggeber: VOEST-ALPINE-Stahlstiftung.

5. Wissenschaftliche Methoden & Methodologien:

LIquA befasst sich in verschiedenen Formaten wie Vorträgen, Kolloquien, Symposien und Workshops laufend mit qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden. Neben der Beschäftigung mit Erhebungs-, Analyse- und Darstellungstechniken (z. B. Datenbankrecherche, Fragebogenerstellung, qualitative Interviews, Netzwerkanalyse, …) liegt dabei ein Schwerpunkt auf der Aneignung und Vermittlung von Forschungssoftware (z. B. SPSS, Atlas.TI, MAXQDA, Gephi, Voyant, IRaMuTeQ, Hyperbase, …).

Auch methodologische Fragen werden in diesem Zusammenhang immer wieder diskutiert: Welche Methoden sind für eine bestimmte Art der Anwendung geeignet? Warum wird sich für eine bestimmte Methode und damit gegen andere Methoden entschieden? Wie können verschiedene Methoden zur Maximierung eines Erkenntnisgewinns kombiniert werden?

In Verbindung mit der inter- und transdisziplinären Orientierung von LIquA erfolgt darüber hinaus eine Auseinandersetzung mit Entwicklungen, die ab Mitte der 1990er-Jahre unter dem Begriff “Mode 2” zusammengefasst wurden: Globale Vernetzung, Temporalität, Problemorientierung, Offenheit des Forschungsfeldes, Kooperationsbereitschaft, gerechte Verteilung und Vermittlung von Wissen. Vor allem übergreifenden Ansätzen wie kunstbasierter Forschung oder diskursanalytischen Verfahren wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im universitären Kontext rückt LIquA außerdem die Beschäftigung mit Fragen einer “Third Mission” in den Fokus, also  der praktischen Mitwirkung von Hochschulen an gesellschaftlichen, ökologischen, sozialen und ökonomischen Problemlösungen.